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Fake it till you make it?

Schon lange weiß man, dass Vieles, was man in den Sozialen Medien so sieht, mehr unecht als echt ist. Frei nach dem Motto: Fake it till you make it. Das war schon vor Jahren so und ist immer noch so. Bei der „einsamen“ Schaukel vor dem Sonnenuntergang stehen in Wirklichkeit 50 Leute Schlange und warten darauf, das Bild ebenfalls nachzustellen. Zahlen müssen sie gut 100 Dollar für ein paar Minuten und selbstgemachte Fotos auf der Schaukel. Der Felsen an der Klippe, an dem das Mädchen mit wehenden Haaren klammert und in die Kamera lächelt, ist eigentlich nur 50 cm über dem Boden, nicht über dem tiefen Abgrund. Der romantische verlassene weiße Strand ist in Wahrheit überlaufen von Menschenmassen. Wen es interessiert, der kann sich hier ein Bild von einigen Spots machen.

 

Entstanden bei einem unserer Dolomiten-Workshops. Spiegelung , Berge und Wolken: alles echt

Die Zeiten in denen KI auf dem Vormarsch ist, machen es nicht besser. Das ist quasi Fake 2.0. Da sieht man dann plötzlich ganze Tulpenfelder vor den drei Zinnen oder eine bizarre Hügellandschaft in der Toskana. Bilder, die zwar toll aussehen auf den ersten Blick, aber mit der Wahrheit vor Ort rein gar nichts mehr zu tun haben. Das Licht ist Dank KI natürlich ebenfalls perfekt. Die Berge leuchten und auch die Blumen haben selbstverständlich den idealen Blütenstand. Kein Blatt ist welk. Im Prinzip kann jeder machen was er will, aber es gibt sogar Workshop-Anbieter, die mit offensichtlichen Fake-Bildern werben. Ich finde das sehr verwerflich und in meinen Augen läuft das unter Betrug. Sowohl bei Workshops als auch im Tourismus mit Bildern zu werben die zwar toll aussehen, es diese Landschaft aber in der Art gar nicht gibt, ist nicht in Ordnung. Der Betrachter bucht die Reise oder den Workshop mit einer völlig anderen Erwartungshaltung an diese Orte.


Hier wurde mir mehrfach Manipulation unterstellt. Alles echt, keinerlei Manipulation.

Schlimm ist es, wenn man selber eben noch nie vor Ort war und den Bildern Glauben schenkt. So erging es einer Freundin. 

Sie erzählte mir von einem Bild aus Bali, was sie immer und immer wieder online gesehen hatte. Ein wunderschöner Tempel mit Berg im Hintergrund, der sich in einem See spiegelt. Da sie sowieso mal in dieses Land reisen wollte, bestellte sie sich vor Ort extra einen Fahrer, der sie die gut 2,5 Stunden lange und abenteuerliche Autofahrt zu diesem Tempel bringen sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt das Auto an und der Fahrer deutete ihr, dass sie da seien. Sie stieg aus und stutzte. Da war kein See. Da war der Tempel ja, aber kein Wasser weit und breit. Sie standen auf einer desolaten Teerstraße, die ihre besten Zeiten seit Jahren hinter sich hatte. Sie holte ihr Handy raus und zeigte das Bild mit dem See dem Fahrer. Der lachte und erklärte ihr im gebrochenen Englisch, dass die Leute immer wieder enttäuscht seien, wenn sie sehen, dass es den See nicht gibt. Höchstens mal eine kleine Pfütze auf der Straße. Aber den See mit dieser perfekten Spiegelung der Szene, wie er auf den Bildern gezeigt wird, der existiere nicht. Enttäuscht und auch ein Stück weit entsetzt fuhr sie wieder ins Hotel zurück. Bali stellte sich als "Instagram-Fake-Hochburg" heraus.

 

Ein friedlicher Morgen im Moor, der unvergessen bleiben wird. Momente, die einem KI niemals geben kann.

Ich finde, das spannende an der Naturfotografie ist doch auch, dass es nicht immer perfekt ist. Ja, man kann das Wetter mittlerweile gut checken und die Location scouten, aber am Ende ist es immer wieder ein kleines Überraschungsei und man weiß nicht genau, was einen tatsächlich an diesem Morgen oder Abend vor Ort erwartet. Das gemeinsame Erleben des Moments, der Wind, der einem um die Nase weht, die ersten Sonnenstrahlen, die das Gesicht berühren, der Austausch untereinander… das kann und wird KI nie ersetzen. 

 

Das Wetter spielte an diesem Tag nicht mit. Dicke Wolken und Regen gab es. Dafür war die Stimmung in der Gruppe extrem lustig und ich denke gern daran zurück.

Bei unseren Workshops gibt es ein echtes Erlebnis, viel Spaß, wahre Fotografie mit natürlichen Landschaften unter gleichgesinnten Menschen, die es lieben gemeinsam authentische Bilder zu machen und die sich auch noch Jahre später mit einem Lächeln im Gesicht an genau diesen Moment erinnern werden.

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